Kunst und Kultur sind an kaum einem Ort so sehr ineinander verwoben, wie auf Friedhöfen. Sie sind Ruhestätten, Abbilder der sie umgebenden Gesellschaft und mancherorts sogar weitaus mehr als das. Der Assistenzfriedhof in Kopenhagen wird beispielsweise auch als Park genutzt. Aber geht das denn überhaupt?

Friedhofs-Picknick

Assistens_kirkegård_kirkegården i dag

Der Wunsch nach Erholung ist kulturübergreifend und allgegenwärtig. Besonders im Sommer sind ruhige Orte Dreh- und Angelpunkt aller Generationen. Wer nicht baden gehen will oder kann, sucht gerne Zuflucht in den Schatten spendenden Parks der Stadt. So auch in Kopenhagen; mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass einer der beliebtesten Parks für das gemütliche Picknick kein geringerer Ort ist, als der größte Friedhof der Stadt.

Für viele sicherlich eine Kombination, die nicht ganz zusammenpassen will. Verbindet man doch automatisch einen Friedhof nicht sofort mit dem Essen, sondern eher mit einem Ort der letzten Ruhe, die auch möglichst nicht gestört werden soll. Und doch sieht man sie überall sitzen; die Familien mit ihren Kindern, das Rentnerehepaar oder auch eine Gruppe gut gelaunter Studenten. Fehlt es diesen Menschen etwa einfach nur am nötigen Respekt oder ist dies viel eher die schönste aller Arten, um unsere Toten zu würdigen?

Immerhin schieben wir sie in einer gewissen Weise ab – in eine eigene kleine Welt, hinter Mauern und gut versteckt. Ist es also nicht viel schöner über einen Ort zu verfügen, an dem man mit ihnen koexistieren kann? Natürlich sind die Toten für bekanntlich tot, und werden dies auch immer bleiben. Fortbestehen, das werden sie allerdings zumindest so lange, wie wir ihnen eine Ruhestätte (in welcher Art auch immer) bieten.

Um sich diese Fragen beantworten zu können, führt wohl kaum ein Weg darum herum, ein solches Picknick einfach einmal zu wagen. Sich eine Decke zu schnappen, ein kleines Pausenbrot zu schmieren und im Anschluss ein ruhiges Plätzchen auf dem riesigen Gelände des Assistens Kirkegård zu suchen, wie er im Dänischen genannt wird. Vielleicht ist es ein schönes Gefühl. Eventuell fühlt man sich fehl am Platz oder sogar als würde man etwas Unrechtes tun. Dann aber, wenn sich der erste Ansturm der Gefühle gelegt hat, bleibt Zeit sich umzusehen.

Der Blick wird auf die Familie fallen, die gemeinsam beisammensitzt und fröhlich ist. Auf das Rentnerehepaar, das sich eine Bank im Schatten gesucht hat, um dort für ein Weilchen zu rasten. Und letztlich auf die Studenten, die Federball spielen und ihre Freude in alle Himmelsrichtungen ausstrahlen. Ja, und vielleicht denkt man sich dann, in eben diesem Augenblick, dass es vielleicht keinen schöneren Ort gibt, an dem man ruhen kann.

Was meint ihr? Werdet ihr es bei eurem nächsten Kopenhagen-Besuch ausprobieren?

Einen Besuch wert ist dieser Friedhof immer – ob mit oder ohne Kehrpaket. Immerhin liegen hier viele der Berühmtheiten des Landes begraben; darunter H. C. Andersen und Søren Kirkegaard.


Wo?

Kapelvej 4, 2200 København N, Dänemark

Wann?

Öffnungszeiten:

Oktober – März: 7.00 Uhr – 19.00 Uhr

April – September: 7.00 Uhr – 22.00 Uhr

Wie?

Metrostation: Forum

Bus: 5A, 3A, 350S, 12, 18, 66, 250S

Web: http://assistens.dk/ (auf dänisch)


Bilder mit freundlicher Erlaubnis von: Kulturcentret ASSISTENS


 

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