Die Berliner Mauer trennte West-Berlin für 28 Jahre von seinem Umland. Heute ist von ihr und der damit verbundenen Teilung der Stadt kaum noch etwas übrig geblieben. Wer auf ihren Spuren wandeln will, kann dies mithilfe der Berliner Mauer-App tun.

Während die Berliner East Side Gallery in Friedrichshain und die Gedenkstätte in der Bernauer Straße weit bekannt sind, schwindet die Erinnerung an die Mauer im Rest der Stadt erheblich. Dabei gibt es durchaus noch viele weitere Spuren dieser Zeit. Sie sind nur schwer zu finden.

Die Bundeszentrale für politische Bildung nahm den 50. Jahrestag des Mauerbaus in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. und dem Deutschlandradio zum Anlass, um eine kostenlose Anwendung herauszubringen, die interessierten Berlinern und Besuchern der Stadt bei der Suche nach Mauerresten, Denkmälern und übrigen Orten des Gedenkens zur Seite stehen soll.

Mittlerweile gibt es die Berliner Mauer-App seit knappen drei Jahren. In dieser Zeit erhielt sie den Politikaward, den Bildungsmedienpreis „digita“ und das Comenius-EduMedia-Siegel. Grund genug also, um sich diese Anwendung einmal genauer anzusehen.

Was hat die Mauer-App zu bieten?

Die Funktionen der Mauer-App sind durchaus vielseitig. Neben einer Übersichtskarte mit dem exakten, historischen Mauerverlauf, bietet sie Vorschläge zu eigenständigen Touren entlang der Mauer und einen Kurzfilm über die innerdeutsche Grenze. Historische Orte, an denen Flucht(versuche) unternommen wurden sind in der Karte ebenso verzeichnet wie Mauerspuren, ehemalige Grenzübergänge, Denkmäler und Ausstellungen. Die interaktive Navigation ermöglicht das Heranzoomen und Auswählen der jeweiligen Punkte, zu denen weiterführende Informationen, Fotos, Videos und Tonaufnahmen vorhanden sind.

Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass unter den Fotos nicht ausschließlich der Blick auf die Mauer vom Westen aus wiedergegeben ist, sondern auch aus dem Osten (die Mauer von Osten aus zu fotografieren war verboten).

Zudem gibt die App Hinweise auf die möglichen Anbindungen zum öffentlichen Nahverkehr und ermöglicht es dem Nutzer, sie in einem sogenannten „Entdeckermodus“ zu benutzen. Durch diese Funktion ertönt ein Signal, sobald man sich in der Nähe eines einstigen Mauerortes befindet.

Sie ist in deutscher und englischer Sprache sowohl für iphones als auch Android-Smartphones geeignet.

Die Bedienung ist einfach und der Mehrwert – meiner Ansicht nach – durchaus bedeutend.

Ein Reststück der Grenzanlage auf dem Invalidenfriedhog in Mitte.

Ein Reststück der Grenzanlage auf dem Invalidenfriedhog in Mitte.

Die Stadt mit anderen Augen sehen

Ungeachtet dessen, ob man Berliner oder auch nur Besucher ist – wer diese Anwendung erst einmal genutzt hat, wird vieles mit anderen Augen sehen. Denn auch, wenn die Geschichte jedem bekannt ist, so wird sie meist viel zu schnell vergessen. Orte wie der Invalidenfriedhof in Mitte, bekommen schnell ein vollkommen anderes Gesicht, wenn einem erstmal bewusst wird, auf welchen Pfaden man Tag täglich radelt oder geht.

Es ist eine App mit Bildungsfaktor und einem ernsten Hintergrund.

Ich kann nur jedem, der durch die Straßen der Hauptstadt wandelt, empfehlen, sie zumindest einmal auszuprobieren.


Weitere Informationen dazu auf der Homepage von Chronik der Mauer.

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