Warum sollte der Oscar eigentlich der Filmbranche vorbehalten sein? Diese Frage stellte man sich offensichtlich auch bei Museum140 und schon war er geboren – der Museums Oskar. Nun wurde der digitale Preis zum zweiten Mal verliehen. An wen er ging und wie das ganze funktioniert, habe ich mir einmal genauer angesehen.

Digital – real

Im Grunde verhält es sich beim Museums Oskar wie bei seinem großen Namensfetter. Es ist ein Preis, der in mehreren Kategorien im Anschluss an eine Wahl verliehen wird. Und doch ist beim Museums Oskar alles anders, als beim Academy-Award, denn während die Schauspieler & Co. am Ende des Abends mit einem handfesten Goldmann nach Hause kehren, den sie für eine Arbeit im medialen Bereich erhalten, bekommen die musealen Gewinner eine digitale Ehrung für Ausstellungen und Erlebnisse, die im echten Leben zu erfahren sind.

Es geht also um alles, was mit dem tatsächlichen Museumsbesuch zu tun hat – um das, was die Besucher vorfinden, wenn sie ein etwaiges Museum betreten. Wer hatte die beste Sonderausstellung? Wo werden die besten interaktiven Erlebnisse geboten? Welches Museum ist am Familienfreundlichsten? Und wer hat den besten Audio Guide?

Jeder, der im vorherigen Jahr ein Museum besucht hat, konnte mitmachen und sich den insgesamt 12 Fragen stellen. Alles, was dazu nötig gewesen ist, war ein Internetzugang und eine gewisse Grundkenntnis der englischen Sprache. Begrenzungen gab es keine. Die Teilnahme war ebenso weltweit möglich wie das Museumsspektrum an sich und das zeigt sich auch im Ergebnis. Von Deutschland über England und Schottland bis Schweden, die USA und Australien – die Gewinner sind auf dem gesamten Globus zu finden und das macht das ganze erst richtig interessant.

And the winner is!

Ein Blick auf das Ergebnis zeigt schnell noch einen weiteren Unterschied zum Film-Oscar, denn jede der 12 Auszeichnungen ging nicht ausschließlich an einen, sondern gleich an mehrere Gewinner. Ein Resultat, das ich besonders schön finde. Immerhin bekommt man auf diese Weise so manche Idee für zukünftige lohnenswerte Ziele.

Positiv überrascht war ich von der Tatsache unter den Preisträgern kleine, eher unbekannte Museen zu entdecken. Dazu zählen beispielsweise die Hitschsprungske Sammling in Kopenhagen, Dänemark (in der Kategorie „Bestes Event“) und das Sir John Soane’s Museum (in der Kategorie „Größter WOW-Moment).

Auffallend ist auch die hohe Konzentration auf Museen aus Hauptstädten, was nicht unmittelbar aus den Ergebnissen abzulesen ist, es sei denn, man war schon einmal dort. Und so sind immer wieder Berlin, London, Edinburgh und Kopenhagen mit an vorderster Stelle. Überraschen tut mich das nicht, denn auch für mich zählen viele der genannten Museen zu den absoluten Vorreitern in der Branche.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Leider können meine Augen nicht überall sein im Museumsuniversum. Und so kommt es immer wieder vor, dass ich erst im letzten Moment oder viel zu spät von spannenden Ereignissen erfahre. So auch in diesem Fall. Zu gerne hätte ich an der Abstimmung teilgenommen. Aber warum sollte ich mich den Fragen nicht trotzdem stellen? Sie sind und bleiben interessant, selbst dann, wenn die eigentliche Wahl seit Ende Januar abgeschlossen ist.


Meine Stimmen für Museen des Jahres 2015 wären gegangen an:

  • Die beste Sonderausstellung: Zeughausmuseum, Kopenhagen, Den fjerne Krig – Dansk Soldat i Afghanistan (Der ferne Krieg – Dänischer Soldat in Afghanistan)
  • Das beste interaktive Erlebnis: Currywurst Museum, Berlin
  • Das beste Museumsevent: Kupferstichkabinett, Berlin (Führung mit Hund)
  • Die beste Bemühung für Barrierefreiheit: Deutsches Historisches Museum, Berlin (während der Sonderausstellung „Eyes of War“)
  • Das Familienfreundlichste Museum: National Museum of Scotland, Edinburgh WEIL es hier einfach für alle Altersgruppen etwas gibt. Ausstellungen, Work-Shops, Events und vieles, vieles mehr. Von Technik über Geschichte bis hin zu Naturkundesammlungen ist einfach alles an einem Ort und das sogar kostenlos.
  • Die freundlichsten Museumsmitarbeiter: Anatomical Museum, University of Edinburgh
  • Der beste Audio Guide: Alte Nationalgalerie Berlin (während der Sonderausstellung ImEx – Gemälde mit Kinderaugen sehen, indem man ihren Erklärungen zu auserwählten Werken lauscht. Das war DIE positive Museumsüberraschung des Jahres 2015 für mich).
  • Das beste Museumscafé/Restaurant: Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen
  • Der beste Museums Shop: Victoria and Albert Museum, London
  • Der größte WOW-Moment: Bode Museum, Berlin (während der Sonderausstellung „Das verschwundene Museum“)
  • Das beste versteckte Juwel: Thorvaldsens Museum, Kopenhagen
  • Mein persönlicher Favorit: Sir John Soane’s Museum, London

Mehr zu einigen der Museen und Ausstellungen auch in der KuKu Kompakt.


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Fazit:

Der Museums Oskar ist meiner Meinung nach eine ganz wundervolle Idee. Einerseits kann er Museen dabei helfen, sich ein Bild von ihrer Wirkung auf die Museumsbesucher zu machen. Andererseits dient er auch den Besuchern selbst als kleine Retrospektive, denn die Beantwortung der Fragen führt ganz unweigerlich zu einer erneuten Auseinandersetzung mit den Museumserlebnissen des vergangenen Jahres. Wo war ich überhaupt? Was habe ich gesehen? Was hat mir gefallen und warum?

Wer seinen Weg in eines der Ausfüllfelder der Oskar-Fragen schafft, hat unabhängig von einer Auszeichnung erreicht, worum es meiner Ansicht nach in jedem Museum gehen sollte: Nachhaltigkeit! Denn jede Ausstellung, jedes Event, jeder Audio Guide, der hier hinein geschrieben wird, war so gut, dass der betreffende Museumsbesucher die Erfahrung nicht nur in den vier Museumswänden erlebt hat, sondern diese mit nach Hause genommen und sich eingehend damit auseinandergesetzt hat.

Ich bin begeistert und hoffe inständig, dass ich die nächste Oskar-Runde nicht verpassen werde!

 

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Mehr über den Museums Oskar und Museum140 findet ihr hier.

 

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