Gelesen wird:
Museen, Migration und kulturelle Vielfalt. Handreichungen für die Museumsarbeit
Hg. Deutscher Museumsbund e. V. (2015)

Mit welchen Mitteln können sich Museen der breiteren Gesellschaft stärker öffnen, als sie es bislang getan haben? Der Deutsche Museumsbund gibt dazu folgende sechs Ratschläge:

1. Museen müssen ihre Besucherforschung intensivieren

Manchmal ist der beste Weg die Kommunikation
Manchmal ist der beste Weg die Kommunikation. Probiert es mal aus. Foto: pixabay.com

Das heißt im Klartext: Museen müssen bereit sein, aus sich hinauszuwachsen und den Blickwinkel des Betrachters einzunehmen. Es geht darum, herauszufinden, welche Erwartungen die Besucher an eine museale Einrichtung haben. Allen voran jene Besucher, die bislang noch gar keine sind.

Auch die eher unangenehmen Fragen gehören hier dazu. Beispielsweise jene, die sich damit befassen, woran es liegen könnte, dass gewisse Bevölkerungsgruppen nur wenig oder sogar gar nicht in die Ausstellungen kommen.

  • Wo liegt der Schwerpunkt unserer Ausstellungen?
  • Inwiefern besteht Optimierungsbedarf in Dauer- und Sonderausstellungen?
  • Gibt es vielleicht sogar sprachliche Barrieren?

Nur diejenigen, die bereit dazu sind, sich selbst zu hinterfragen und Defizite einzuräumen, können etwas zum Positiveren ändern.

2. Es müssen neue Kommunikationswege beschritten werden

Pressemitteilungen, Flyer und Plakate sind längst nicht mehr alles in unserer kommunikationsgeprägten Welt. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit und es geht schon lange nicht mehr ausschließlich darum, Informationen nach außen zu tragen. Nein, sie müssen auch aufgenommen werden.

  • Wie wäre es beispielsweise mit mehrsprachigen Pressemitteilungen?
  • Was ist mit den sozialen Netzwerken? Kann sich ein Museum heute noch leisten, nicht auf Facebook, Twitter und Co aktiv zu sein?

Unterschiedliche Zielgruppen haben auch unterschiedliche Bedürfnisse. Nur, wer kommuniziert, sich austauscht und in den Dialog mit seiner Umwelt geht, hat eine Chance sich zu ändern.

3. Die Kontaktaufnahme muss aktiv erfolgen

Warum warten, bis jemand in das Museum kommt, der etwas von kultureller Vielfalt und Migration versteht? Es ist an der Zeit, hinauszugehen in die weite Welt der Organisationen, Treffpunkte und Veranstaltungen. Denn einen Partner findet eben nur derjenige, der auch danach sucht.

  • Wen brauche ich eigentlich, um eine fachgerechte Ausstellung zu gewährleisten?
  • Sind Parteien aller Gruppen vertreten?

Liebe Museen: Versendet Einladungen, besucht selbst Veranstaltungen und öffnet euch für eine breitere Perspektive.

4. Teilnehmen und qualifizieren

Wissen ist ebenso wie Kunst: immer und überall. Man muss sich dessen lediglich bedienen.
Wissen ist ebenso wie Kunst: immer und überall. Man muss sich dessen lediglich bedienen. Foto: pixabay.com

Insbesondere bei Themen rund um die kulturelle Vielfalt und Migrationsgeschichte sind Museen vom Mitwirken anderer Parteien abhängig. Dazu zählen neben Organisationen und Vereinen ebenfalls Einzelpersonen. Denn sie sind es letztlich, die auch jene Erfahrungen mit sich bringen, die notwendig sind, um das Ausstellungsbild zum Positiven hin zu ändern.

  • Wie sieht es beispielsweise mit Schulungen aus? Dazulernen kann man immer, oder etwa nicht?

Nicht die Mitarbeiter, sondern die Leitung von Museen sollte sich darum kümmern, dass entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

5. Zusätzliche Kompetenzen

Museen benötigen vor allem eines: Personal, das über das notwendige Wissen verfügt, um Ausstellungen zu konzipieren, die der Thematik kultureller Vielfalt und Migration gerecht werden. Fehlt dies, sollten zumindest zuverlässige Ansprechpartner vorhanden sein, um sich auszutauschen und Defizite auszugleichen. Denn um Geschichte zu vermitteln, muss man diese erst einmal verstehen. Auch Sprache kann eine Barriere sein, der es sich zu stellen gilt.

  • Interessiere ich mich nur für die Thematik oder weiß ich auch wirklich genug darüber, um es einem breiten Publikum zu vermitteln?
  • Wer arbeitet eigentlich in unserem Museum? Ist die kulturelle Vielfalt in den Anstellungsverhältnissen gegeben?

6. Feste Ansprechpartner

Beständigkeit und Vertrauen ist alles – auch in der Museumswelt. Weg mit Kurzzeitverträgen und externen Werkvertragsnehmern. Für einen engen und guten Kontakt bedarf es Personal, das bleibt. Jemand, den die Gegenseite kennenlernen, und auf die sie sich verlassen kann.

Museen müssen besser Wahrnehmen und Erkennen, was die Besucher wollen, was sie benötigen und wie ihnen dies gegeben werden kann.

Die Museen schaffen es nicht allein. Also macht mit, seid dabei und ändert die Museumswelt zu etwas Vielseitigerem.
Die Museen schaffen es nicht allein. Also macht mit, seid dabei und ändert die Museumswelt zu etwas Vielseitigerem. Foto: pixabay.com

Und die Museumsbesucher?

Die riesige Aufgabe einer größeren kulturellen Vielfalt von Museen kann nicht ausschließlich von den Institutionen geleistet werden. Was kann also jeder Einzelne von uns tun? Ich sage:

  • Geht hinaus in die Museumswelt!
  • Habt keine Angst davor, mit den Mitarbeitern in Kontakt zu treten!
  • Bietet eure Hilfe an!
  • Nehmt Teil an den stetig wachsenden Möglichkeiten, die sich auf den Sozialen Netzwerken bieten!
  • Haltet Ausschau nach Hilfeaufrufen von Museen. Wer weiß, vielleicht findet sich im Anschluss sogar ein Gegenstand aus eurem eigenen Haushalt in einer Sonderausstellung wieder.
  • Sagt den Museen, was ihr vermisst habt!
  • Lasst sie aber auch wissen, wenn sie etwas gut gemacht haben und sich eurer Meinung nach in die richtige Richtung bewegen. Denn eines sollte uns allen klar sein: Es gehören immer zwei zu einem Dialog und dieser ist absolut notwendig, um Veränderungen herbeizuführen, die in unserer Museumswelt bitter nötig sind!

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