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Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen
Hg.. Deutscher Museumsbund e.V (2013)

Wohin wir auch gehen – in vielen Museen erwarten uns die Überreste verstorbener Menschen in den unterschiedlichsten Formen und Facetten. Ob Mumien, Moorleichen, Skelette, Präparate oder einzelne Teile derselben– sie alle zählen zu dem gewohnten Inventar großer wie kleiner Museen und verfügen über eine regelrechte Anziehungskraft. Sie faszinieren, provozieren oder schrecken ab, so wie die vielen anderen Ausstellungsstücke, die den Museumsbesuchern präsentiert werden. Mit einem Unterschied – denn es handelt sich hierbei nicht um Kunst oder ein materielles Objekt, das uns etwas über die Menschheitsgeschichte preisgibt. Ganz gleich ob Schrumpfkopf, Knochenflöte oder Organpräparat – es sind die Überreste eines verstorbenen Menschen, vor denen wir so häufig stehen.

Fragen wir uns in diesen Momenten, wer diese Person einst war?

Interessiert es uns, woher sie ursprünglich stammt und wie sie überhaupt zum Ausstellungsstück wurde?

Wer ein Anrecht auf diese sterblichen Überreste hat und ob diese Art der Aufbewahrung rein ethisch vertretbar ist?

Die Tatsache, dass derartige Fragen erst seit den 1990er Jahren heiß diskutiert werden, wirkt wahrlich erschreckend auf mich. Und doch ergibt es Sinn, dass Rückgabeforderungen von einheimischen Völkern aus ehemaligen Kolonien frischen Wind in diese Debatte brachten.

Ab wann ist also wer im Recht?

Bis heute gibt es zu dieser Frage keine klare Regelung für Museen und Sammlungen in Deutschland. Eine weitere Tatsache, die mir unbegreiflich erscheint und die ich mir kaum vorstellen kann.

Ich frage mich, woran es wohl liegt?

Mangelt es an Museen, die sich ausreichend mit ethischen Fragen zur Ausstellung menschlicher Überreste auseinandersetzen?

Oder fehlt es an Museumsbesuchern, die derartige Ausstellungen wachsamer beäugen und hinterfragen?

Sind es wirklich nur direkte Nachkommen von Verstorbenen, die kritisch sind? Das glaube ich ehrlich gesagt nicht.

In den kommenden Tagen nehme ich mir die Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes vor und hoffe, dass ich mit diesem readTicker zu einer Diskussion beitragen werde, die auch außerhalb der Museumsmauern stattfindet.


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