Die Lange Nacht der Museen

August 2015

Jahre lang hielt ich mich fern von der Langen Nacht. Ich stellte sie mir überlaufen und ziemlich stressig vor. Doch dann kam KuKu in mein Leben und das eine führte auf wundersame Weise zum anderen.

Seinen Anfang nahm alles mit einer Zufallsbegegnung auf Facebook – denn dort wurde ich während meiner alltäglichen Recherche für meine Autorenseite auf eine Schatzjagd nach Freikarten für die Lange Nacht aufmerksam. Zunächst schenkte ich dieser nur mäßige Beachtung. Doch innerlich begann es zu kochen und eines Tages konnte ich mich nicht länger entziehen – via #lnberlin holte ich bereits am Vorabend die ersten beiden Hinweise ein. Es war unglaublich aufregend, denn mir war bereits in diesem Moment klar, wohin es mich am Folgetag ziehen würde.

 

Was ich mir wünschte…

Zu gerne wollte ich Euch live berichten. Doch es blieb keine Zeit, denn das erste Hinweisfoto war erschienen und ich war mir sicherer denn je. Der Beitrag meiner hoffentlich erfolgreichen Jagd musste warten. Und so stürmte ich trotz einer mir unerträglichen Hitze aus der Wohnungstür, die Freikarte zur Langen Nacht bereits in den Händen spürend.

 

… und was dann geschah

Screenshot der Seite: https://www.facebook.com/livekritik?fref=ts

Screenshot der Seite: https://www.facebook.com/livekritik?fref=ts

Doch es kam anders als gedacht. Anstelle von einer Suche, wurde ich gefunden – und zwar von einem gefüllten Bierglas aus einer beträchtlichen Höhe. Erst auf dem Kopf, dann auf dem Fuß und alles war zuEnde, bevor es überhaupt begonnen hatte. Zurück zu Hause stellte ich voller Bedauern fest, dass ich tatsächlich den richtigen Riecher gehabt hatte.

Ohne zu zögern wendete ich mich an das Live-Kritik-Team und traf dort auf eine erfrischende Leichtigkeit samt ein rührendes Verständnis für meine Situation.

Und so stand ich kurz vor Beginn der Langen Nacht nicht nur mit einem geprellten Fuß und Krücken, sondern auch mit einem doppelten Trostpflaster da.

An dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank an das Live-Kritik-Team. Ich war überwältigt von eurer schnellen und verständnisvollen Redaktion und mehr als gerührt von der Idee mit dem Trostpflaster. Tausend Dank!!!

An dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank an das Live-Kritik-Team. Ich war überwältigt von eurer schnellen und verständnisvollen Redaktion und mehr als gerührt von der Idee mit dem Trostpflaster. Tausend Dank!!!

 

Nach dem Umweg das Ziel vor Augen – und jetzt?

Meine Sorge vor horrenden Menschenmassen blieb, und diese würden kommen, dessen war ich mir sicher. Ein Plan musste her, mit dem ich mich möglichst lange entziehen konnte. Denn auf einen Ellenbogen Fight hatte ich trotz oder gerade aufgrund der Krücken keine große Lust. Nach langem hin und her überlegen kam ich also zu dem Schluss:

Was mir blieb, waren jene Orte, die ich schon immer einmal besuchen wollte, aber noch nie dazu gekommen war, sowie Museen, bei denen ich nicht so recht einzuschätzen vermochte, ob sie sich tatsächlich lohnen würden. Nur zwei der angesteuerten Orte waren Ausnahmen, aber dazu später mehr.

 

Ab durch die Mitte

Für gewöhnlich meide ich ihn wie die Kakerlaken das Licht – zu viele Menschen, zu viel Lärm, zu viel von allem. Erkunden wollte ich die Gegend rund um den Checkpoint Charlie trotzdem schon lange.

Wann, wenn nicht jetzt, wäre dazu die Gelegenheit?

Denn obwohl ich noch niemals zuvor bei der Langen Nacht gewesen bin, war ich mir sicher, dass es viele Besucher zunächst zu den Eröffnungsveranstaltungen ziehen würde. Ich witterte ein Schlupfloch, die Ruhe vor dem Sturm, die Gelegenheit, endlich einmal das asisi Panorama, das Mauermuseum und die Black Box zu besuchen. Und so schmiss ich mich mitsamt Krücken in die U-Bahn, voller Zuversicht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Vielleicht war es hoch gepokert. Ich weiß es nicht. Zumindest habe ich noch nie eine so kurze, ja, eine nicht vorhandene Schlange vor dem asisi Panorama gesehen, wie am Abend des 29.08.2015.

Das asisi Panorama Berlin: Die Mauer 

Drinnen wurde meine Euphorie über die geglückte Teilnahme an diesem Event schnell von einer gewissen Bedrücktheit eingeholt. So geht es mir immer, wenn ich mich mit der deutsch-deutschen Geschichte auseinandersetze. Teils aufgrund der vielen Schicksale, von denen ich mich immer überwältigt fühle und auf die man auch hier in einer ersten Fotoausstellung trifft. Teils durch die eigene Familiengeschichte bedingt.

Blick aus der Vogelperspektive; Foto: Jannis Mayr © asisi

Blick aus der Vogelperspektive; Foto: Jannis Mayr © asisi

Im Vergleich zum Pergamon-Panorama ist das Mauer-Panorama verhältnismäßig klein. Weniger eindrucksvoll habe ich es allerdings nicht empfunden. Hier, an einem fiktiven Standort zu stehen und über die Mauer in den Osten zu blicken – das war für mich trotz der Emotionen genau der richtige Start für eine Reise durch diese, mir so lieb gewonnene Stadt.

Die Black Box Klater Krieg und das Mauermuseum

Direkt gegenüber ertönte eine angenehme Livemusik. Sie kam aus der Black Box und hätte ich nicht sowieso vorgehabt dort vorbei zu schneien, dann hätte mich die Musik mit Sicherheit dorthin gezogen. Der Ausstellungsraum ist verhältnismäßig klein. Doch alles ist sehr schön gemacht. Leider war es dort so warm, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Aber ich komme wieder – keine Frage!

Und das Mauermuseum?

Immer wieder wurde ich in der Vergangenheit gefragt, ob sich ein dortiger Besuch lohnt. Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich mir selbst nach meinem Besuch nicht sicher, was ich darauf antworten soll. Ich würde nicht sagen, dass sich ein Besuch nicht lohnt. Aber man sollte darauf gefasst sein, was einen erwartet. Und das ist nach meinem Empfinden eine gefühlt erdrückende Fülle an Exponaten und Text, die mich zur regelrechten Kapitulation brachte. Eine Führung oder ein Audioguide sind hier sicherlich hilfreich, zumindest, bis sich am Ausstellungskonzept etwas ändert.

Weiter zu leichteren Gefilden

Unweit vom Checkpoint Charlie liegt das Deutsche Currywurst Museum. Seit meinem dortigen Besuch im Juli 2014 wollte ich immer nochmal zurückkommen. Deshalb kam es für mich wie gerufen, dass auch das Currywurst Museum Teilnehmer der Langen Nacht war. Es schien mir der perfekte Ort zu sein, um Abstand von der harten Kost der ersten drei Anlaufpunkte zu nehmen, eine Pause einzulegen und etwas zu essen. Etwas enttäuscht stellte ich fest, dass die leckere Currywurst von damals an diesem Abend nicht serviert wurde. Ich hoffe, das lag nur an der erwarteten Besucherüberschwemmung, denn sie schmeckte gelinde gesagt, nicht unbedingt umwerfend.

Dafür traf ich aber vor Ort auf das Museumsmaskottchen QWoo, weshalb sich der Abstecher natürlich trotzdem mehr als gelohnt hat.

Danke für das tolle Foto, du armer Mensch in der Wurst. Es muss unerträglich warm in dem Kostüm gewesen sein.

 

Darth Vader – ich komme!

von William Tung from USA (SWCA - Darth Vader!) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

von William Tung from USA (SWCA – Darth Vader!) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

Auf den Maskottchen-Geschmack gekommen, wollte ich mir eine Fotosession mit Darth Vader nicht nehmen lassen. Dieser sollte, dem Programm zu entnehmen, mit seinen Stormtroopern und dem Kopfgeldjäger Boba Fett im Museum für Kommunikation www.mfk-berlin.de zu finden sein. Dort angekommen ging es, so schnell mich die Krücken tragen konnten, auf und ab – auf der ewigen Suche nach der dunklen Seite der Macht. Gefunden habe ich ihn nicht. Angeblich litt dieser an einer Lungenentzündung und war gar nicht erst erschienen. Ob dies der Wahrheit entsprach oder nur ein merkwürdiger Scherz sein sollte, weiß ich nicht. Aber für den Fall der Fälle wünsche ich ihm an dieser Stelle eine gute Besserung und fordere eine Revanche.

Trost fand ich im mittlerweile ziemlich überfüllten aber nicht weniger spannenden Game Science Center. Ohne die Lange Nacht wäre ich darauf niemals aufmerksam geworden. Wenn ich wieder ordentlich laufen kann, komme ich bestimmt nochmal zurück!

Last but not least

Am Ende eines langen Abends zog es mich in Richtung Potsdamer Platz, denn ich erhoffte mir kulinarische Köstlichkeiten am Ibero-Amerikanischen-Institut. Vorgestellt hatte ich mir alles erheblich anders. Dort gab es nur einen kleinen Stand mit Snacks und Getränken. Für das nächste Mal würde ich mir hier mehr wünschen, denn das kann man definitiv rausholen.

Kurz vorm Kollaps ging es aber noch weiter zum Science Center Berlin. Auch hierher werde ich nochmal zurückkehren müssen, denn ich konnte die meisten Sachen nicht ausprobieren, die sie den Besuchern boten. Spannend sah es allemal aus. Wann hat man schonmal die Gelegenheit sich Prothesen genauestens anzusehen und diese zu erproben?

Mein Fazit:

Die Lange Nacht der Museum ist in der Tat ein gut besuchtes Event. Wer nicht im Vorweg plant, läuft Gefahr, in der Menschenmasse zu versinken und ein eher gedrängtes Erlebnis zu haben. Doch es geht auch anders. Wer gut überlegt an die Sache heran geht, kann viele der Anlaufstellen verhältnismäßig ruhig erleben. Da auch der öffentliche Verkehr mit im Preis inbegriffen ist, können überfüllte Lange-Nacht-Busse vollkommen Problemlos umgangen werden. Manchmal lohnt es sich aber auch, einfach auf den nächsten Bus zu warten, wenn man sich lieber strickt an die Routen halten will.

Die Orte, die ich besucht habe, waren für Menschen mit einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit zu großen Teilen besuchbar. Wer wirklich strickt an Rollstühle oder Ähnliches gebunden und auf einen Fahrstuhl angewiesen ist, muss aber oftmals Umwege in Kauf nehmen. Persönlich würde ich mir für die kommenden Langen Nächte eine Optimierung in diesem Bereich wünschen. Beispielsweise eine eigene Routen- oder Touren-Rubrik, bei der Menschen mit Behinderungen Informationen beziehen können, die möglichst von Betroffenen erstellt worden sind, kann ich mir sehr gut vorstellen.

Angesteckt bin ich ab jetzt auf jeden Fall. Ich werde beim nächsten Mal definitiv wieder dabei sein – ob mit einer regulären oder einen freien Karte, aber hoffentlich ohne Krücken!

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