Spionage beängstigt und fasziniert zugleich. Sie begleitet den Menschen seit jeher, nimmt unzählige Formen an – ist immer und überall vertreten. In Berlin stolpert man noch heute bei nahezu jedem Schritt über etwas, das mit Geheimdienstaktivitäten in Verbindung gebracht werden kann, denn während der Zeit des Kalten Krieges konzentrierte sich hier eine schier unvorstellbare Agentenzahl. Ob Russen oder Amerikaner, Briten oder Franzosen, die Staatssicherheit der DDR oder westdeutsche Spione – sie sammelten mit allen Mitteln Informationen, und das auf eine Weise, die bis heute nachhallt. Deshalb ist derzeit eine ganze Reihe Museen in Berlin vorzufinden, die sich mit der Geheimdienstthematik auseinandersetzt.


Im Zentrum der Stadt


Headquarter: Das Deutsche Spionagemuseum

Bereits im Eingangsbereich des Spy Museums Berlin wird deutlich, worum es in der Ausstellung geht. Wer sich hier etwas Zeit nimmt, findet sich vielleicht sogar selbst in der Überwachungsinstallation wieder. © Spy Museum Berlin

Bereits im Eingangsbereich des Spy Museums Berlin wird deutlich, worum es in der Ausstellung geht. Wer sich hier etwas Zeit nimmt, findet sich vielleicht sogar selbst in der Überwachungsinstallation wieder. © Deutsches Spionagemuseum

Tatsächlich sollte es Jahrzehnte dauern, bis die Stadt Berlin endlich ein längst überfälliges Spionagemuseum erhalten sollte. Im letzten Jahr war es endlich soweit: Das Deutsche Spionagemuseum öffnete seine Türen und präsentiert seither eine umfangreiche Ausstellung, die den Besucher in die faszinierende und vielschichtige Welt der Spionage entführt. Direkt am Potsdamer Platz gelegen, befindet es sich an prominenter Stelle, und das mit Räumlichkeiten, die rund 3.000 m² Fläche umfassen. Neben faszinierenden Ausstellungsstücken wie der berühmten Entschlüsselungsmaschine Enigma, sind dort beispielsweise sieben Zeitzeugenstelen, fünf Stationen mit Porträts berühmter Agenten und vier historische Zeitfenster vorzufinden, die mit viel Liebe zum Detail erstellt und ungeheuer Informationsträchtig sind. Zudem ist auch an die Romantisierung des Agentenberufs gedacht, denn Filmrequisiten und Romanfiguren finden hier ebenso ihren Platz, was dem Besucher außerordentlich dabei hilft, zu reflektieren.

 

Während das Spy Museum Berlin ohne jeden Zweifel das größte und umfangreichste Spionagemuseum der Stadt ist, sollten die übrigen Museen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Alle zu nennen, würde hier den Rahmen sprengen. Hervorzuheben sind meiner Ansicht nach diese:

Die Black Box Kalter Krieg

Der Checkpoint Charlie zählt zu den Haupttouristenzentren Berlins. Neben dem Asisi Panorama und dem Mauermuseum befindet sich hier auch die sogenannte Black Box Kalter Krieg. Foto: Pixabay.com

Der Checkpoint Charlie zählt zu den Haupttouristenzentren Berlins. Neben dem Asisi Panorama und dem Mauermuseum befindet sich hier auch die sogenannte Black Box Kalter Krieg. Es heißt also: Augen auf! Foto: Pixabay.com

Während das Mauermuseum am Checkpoint Charlie an oberster Stelle vieler Berlinbesucher steht, könnte die direkt danebenliegende Black Box schon beinahe in Vergessenheit geraten. Doch ein dortiger Besuch ist mehr als lohnenswert, zumindest so lange, wie die Außentemperaturen mitspielen – im letzten Jahr wurde mir hier während der Langen Nacht der Museen doch etwas zu warm. Das soll euch allerdings nicht abschrecken, schließlich ist es derzeit draußen noch angenehm und vielleicht hat sich das in der Zwischenzeit ja auch geändert. Aber ich schweife ab:

In der Black Box erfahrt ihr alles rund um die Auswirkungen des Mauerbaus, sowohl auf Berlin als auch ganz Deutschland. Zudem wird hier das Gesamtausmaß der deutsch-deutschen Teilung in den Mittelpunkt gestellt und begreifbar gemacht. Ebenso wie die Ausstellung im Deutschen Spionagemuseum Berlin ist hier alles neu und modern gestaltet, was den Besuch zu einem Erlebnis mit Nachhaltigkeit macht.

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Außenstationen


Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst

Wer sich für die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen interessiert – insbesondere im 20. Jahrhundert – sollte das Deutsch-Russische Museum in Berlin-Karlshorst besuchen gehen. Die ehemalige Festungsspionierschule ist ein überaus historischer Ort, denn hier endete der Zweite Weltkrieg mit dem Akt der bedingungslosen Kapitulation. Ziel der dortigen Ausstellung ist es, den Besuchern eine kritische Auseinandersetzung mit den deutsch-russischen Beziehungen zu ermöglichen. Es ist deutschlandweit das einzige Museum, das an den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion erinnert, wodurch hier allen voran Aufklärungsarbeit geleistet wird. Dementsprechend befindet sich vor Ort eine Datenbank mit der Verzeichnung von Standorten russischer Gräber aus der Zeit des Zweiten, wie auch des Ersten Weltkrieges.

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Das Alliierten Museum

Foto: Anagoria (Eigenes Werk) [GFDL oder CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

Das Deutsch-Russische und das Alliierten Museum in Berlin sind ein bedeutender Teil der Stadtgeschichte und dienen mehr als bloßer reinen Aufklärung. Foto: Anagoria (Eigenes Werk) [GFDL oder CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

Das Pendant zum Deutsch-Russischen Museum befindet sich ebenfalls im Süden Berlins, allerdings und selbstverständlich im westlichen Teil der Stadt. Wer sich für einen Einblick in die Geschichte der Alliierten in Berlin interessiert, findet dies im Alliierten Museum in Dahlem. Spionagetechnisch ist hier vor allem der restaurierte Abschnitt eines Spionagetunnels zu nennen, den einst der Amerikanische und Britische Nachrichtendienst mit dem Ziel erbauten, den Gegenspieler (also den russischen Geheimdienst) anzuzapfen.

Der Eintritt ist kostenfrei und es sind sowohl Dauer- als auch Sonderausstellungen vorzufinden.

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Im Schatten der Staatssicherheit


von Photo: Andreas Praefcke (Eigenes Werk (own photograph)) [CC BY-SA 2.5, CC BY 3.0 oder GFDL], via Wikimedia Commons

Foto: Andreas Praefcke (Eigenes Werk (own photograph)) [CC BY-SA 2.5, CC BY 3.0 oder GFDL], via Wikimedia Commons

Stasi-Museum

Einen überaus sensiblen Stellenwert im Bezug auf die Spionagethematik nimmt die Geschichte der Staatssicherheit der DDR in Anspruch. Die Teilung des Landes ist bis heute vielerorts in der Hauptstadt spürbar und nicht selten von einem bitteren Beigeschmack behaftet. Denn während die anderen Spionagetätigkeiten von ausländischen Geheimagenten getätigt wurden, verbirgt sich hier mitunter der Nachbar oder gar der eigene Ehepartner hinter dem Codenamen des Agenten, der einen einst ausspähte. Seit 1990 ist die ehemalige Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR zum Museum umfunktioniert und informiert über die Arbeit des einstigen Geheimdienstes sowie die Auswirkungen derselben. Zudem ist die Büroetage Erich Mielkes in ihrem originalen Zustand erhalten.

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Aufklärung beim BStU

Betroffene oder Angehörige haben seit 1992 die Möglichkeit Einsicht in die Stasiakten zu erhalten. Bislang haben anderthalb Millionen Menschen diese Gelegenheit genutzt. Vielen kann dies helfen, Antworten auf bislang ungeklärte Fragen zu finden. Informationen darüber, wie eine solche Akteneinsicht beantragt werden kann, findet ihr auf der offiziellen Homepage des BStU.


Bislang erschienene Teile der Städtereihe

Kopenhagen: Stadt der Skulptur

Edinburgh: Stadt der Festivals

Cerveteri: Stadt der Toten

Berlin: Stadt der Spione

Haithabu: Stadt der Wikinger

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