Mannshoch, Tonnenschwer und unbehandelt steht er da, der Marmorblock und Aufhänger zur neuen Skulpturenaufstellung der Kopenhagener Ny Carlsberg Glyptotek. Das Anfassen ist ausdrücklich erlaubt und so trifft die Hand des neugierigen Museumsbesuchers auf die kühle Oberfläche eines Steins, der durch den richtigen Schliff so lebensechte Formen annehmen kann, dass man meinen könnte, die Körper seien echt.

Marmor: vom Block zum Körper

Unweit davon entfernt – ein kleiner Trümmerhaufen. Der Rest, der übrig bleibt, nachdem der Bildhauer sein Werk vollendet hat. Und direkt daneben: der Kuss, eines der Hauptwerke des berühmten französischen Bildhauers Auguste Rodin.  Zur Rechten grünt der Palmgarten des Museums und zur Linken erhebt sich die Wand zu den dahinterliegenden Räumen. Das Licht ist gedämpft und augenscheinlich überkommt einen das Gefühl, die Küssenden nicht stören zu wollen. Und doch reizt der Anblick des vollendeten Werkes – insbesondere im direkten Zusammenspiel mit dem noch vollkommen intakten Marmorblock, der sich nun im Rücken des Betrachters befindet.

Der unbehandelte Marmorblock ermöglicht dem Besucher einen gänzlich neuen Eindruck von Marmorskulpturen.

Der unbehandelte Marmorblock ermöglicht dem Besucher einen gänzlich neuen Eindruck von Marmorskulpturen.

Obgleich einem die Kunst sehr wohl bewusst ist, wenn es um Bildhauerei geht, versteht man sie vielleicht erst in eben diesem Moment, im Dämmerlicht des Eingangsbereiches zu der neuen Aufstellung dänischer und französischer Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts.

Bekannt und anders zugleich

Was nun folgt, ist eine Mischung aus Bekanntem und Neuem, denn während keine neuen Skulpturen in der Ausstellung zu finden sind – sie alle stammen aus dem Bestand der Ny Carlsberg Glyptotek und standen zuvor in anderen Bereichen des Museums – ist dennoch alles anders als bislang gewohnt. Denn die übliche Klassifizierung der Skulpturen nach Künstler, Genre oder Epoche bleibt aus. Hier geht es nicht um die Wiedererzählung der Kunstgeschichte oder um die Huldigung akademischer Denkweisen, Theorien und Perspektiven.

Gegenstand dieser Aufstellung ist neben dem Werk das Material, welches am Anfang eines jeden Werkes steht. Losgerissen und frei sind die Skulpturen der verschiedensten Künstler und Stile zu erleben, von all ihren Seiten und in all ihren Facetten. Es ist ein neues Konzept, das es zu ergründen gilt. An jedem Dienstag ist dies sogar kostenlos möglich und ein Besuch lohnt sich meiner Ansicht nach immer in diesem Museum, nicht nur für Skulpturliebhaber.

Die meisten der ausgestellten Skulpturen stehen weit genug im Raum, damit sie gänzlich umschritten werden können. Dadurch eröffnet sich ein Blick auf die Werke, der zuvor nicht in allen Fällen möglich gewesen ist. Dieser Blick trägt letztelich zu einem besseren Verständnis des Materials und der Bildhauerkunst bei. © Ny Carlsberg Glyptotek, Foto. Kim Nilsson

Die meisten der ausgestellten Skulpturen stehen weit genug im Raum, damit sie gänzlich umschritten werden können. Dadurch eröffnet sich ein Blick auf die Werke, der zuvor nicht in allen Fällen möglich gewesen ist. Dieser Blick trägt letztelich zu einem besseren Verständnis des Materials und der Bildhauerkunst bei. © Ny Carlsberg Glyptotek, Foto. Kim Nilsson


 

Weitere Informationen:

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[su_tab title=“Wann?„]

Seit März 2015

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[su_tab title=“Wo?„]

Ny Carlsberg Glyptotek, Dantes Plads 7, 1556 Kopenhagen, Dänemark

Tel. + 45 33 41 81 41
info@glyptoteket.dk

Hinweise zur Erreichbarkeit:

Busse:

1A, 2A, 11A, 40 and 66. Haltestelle „Tietgensgade

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[su_tab title=“Öffnungszeiten„]

Dienstag bis Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr
Geschlossen: Montags sowie am 24.12, 25.12 und 1.1

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[su_tab title=“Kosten„]

Erwachsene: 75 Dkr. (11 EURO)
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren Frei!
Dienstags kostenfreier Eintritt für alle Besucher!!! [/su_tab]

[su_tab title=“Sonstiges„] Informationen rund um die Ny Carlsberg Glyptotek gibt es auf der Homepage des Museums[/su_tab]

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Derzeit ebenfalls zu erleben ist die Sonderausstellung „PAINT“, über die ich in dem Beitrag „Rahmenlos: Kunst in ihrer reinsten Form“ berichtete.

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