Sind drei Tablet-Stationen der Weg zum Vandalismus freien Monument? Im Giotto Glockenturm der Kathedrale von Florenz sieht es ganz danach aus, denn nach jahrzehntelanger Graffiti-Plage fährt man dort nun auf einer gänzlich neuen Schiene.
Ein Platz für Kritzeleien

Seinen Namen verdankt der Giotto Glockenturm dem einstigen Baumeister der Kathedrale: dem italienischen Maler Giotto di Bondone (1266-1337) Foto: Pixabay.com
Die Idee ist ebenso einfach wie wirkungsvoll. Anstelle eines ewigen und niemals enden wollenden Kampfes gegen den Vandalismus hat die Institution Opera di Santa Maria del Fiore erkannt, dass der Wunsch sich zu verewigen schon immer Teil der menschlichen Natur gewesen ist. Es gilt also, diesem Drang des »Ich war hier« oder »Anna liebt Paolo« Gekritzels einen Raum zu bieten, der gegenüber der analogen Hinterlassenschaft auf dem Gestein nicht an Aussagekraft verliert. Die Lösung des Problems heißt »Autography« und ist eine App, die seit Dezember 2015 an drei Tablet-Stationen auf drei Etagen im Giotto Glockenturm der Kathedrale von Florenz zu finden ist. Dort steht es jedem Besucher frei sich zu verewigen, allerdings digital statt per Filzstift am Gemäuer.

Derzeit ist der Zugriff auf die Autography App nur auf dem Giotto Glockenturm in Florenz möglich. © Opera di Santa Maria del Fiore – Photos of Claudio Giovannini
Am Spaßfaktor und individuellen Vorstellungen soll es natürlich nicht mangeln und so steht jedem Nutzer eine ganze Reihe von digitalen Werkzeugen zur Verfügung. Dazu zählen Bleistift, Filzstift, Pinsel, Spray oder Kuli sowie verschiedene Farben und Untergründe, auf denen der Schriftzug hinterlassen werden soll.
Kann das funktionieren?
Allem Anschein nach – JA!
Dafür sprechen die hinterlassenen Botschaften von nicht weniger als 2800 Stück im Monat. Der Grund dafür könnte vor allem daran liegen, dass die Autography App den Besuchern einen Raum bietet, in dem man sich für alle Zeit verewigen kann. Denn entgegen der herkömmlichen Methode am Monument selbst – die immer zwangsläufig mit einer Reinigung und damit verbundenen Entfernung der Kritzelei einhergeht – verfügt die digitale Komponente über einen Hauch von Unsterblichkeit. Und was, wenn nicht das, wünscht sich der Vandalist von heute?
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen
Für die Macher der App ist ohne jeden Zweifel von einem Erfolg im Kampf gegen den Vandalismus zu sprechen. Denn sie bieten jenen die es brauchen einen Platz für die Verewigung, machen aber gleichzeitig auch aufmerksam auf das Graffiti-Problem selbst. Und so sensibilisieren sie die Besucher beinahe unbemerkt, dafür aber nachhaltig.

Die mühevollen Restaurierungsarbeiten im Kampf gegen die Graffiti-Plage scheinen zumindest im Giotto Glockenturm in Florenz ein Ende zu finden. Bleibt zu hoffen, dass dies noch lange währen wird. © Opera di Santa Maria del Fiore
Wer weiß – vielleicht wird diese Art der Denkmalschutz-App alsbald auch im Rest der Welt salonfähig. Schön wäre es auf jeden Fall, denn Florenz ist sicherlich nicht die einzige Stadt mit dem Graffiti-Problem.
Wenn ihr mehr über die Autography App und das Projekt erfahren wollt,
schaut doch einfach auf der Homepage vorbei. Dort findet ihr auch die neuesten Graffiti-Hinterlassenschaften der Besucher vor Ort.
Ebenfalls lesenswert ist der Artikel:
Auf die App gekommen?
Dann findest du vielleicht auch diese Beiträge interessant:
Avant Arte: die App für Kunstliebhaber, Künstler und Museen
Reise zwischen Ruinen und Rekonstruktionen: die Pompeii Touch App
No responses yet